Die achtjährige Kätzin Elvira wird zum Impfen in der Sprechstunde vorgestellt. Es geht ihr laut Besitzer gut, ihm sei lediglich aufgefallen, dass Elvira in letzter Zeit etwas speichle. Beim Fressen brauche sie länger und zudem fielen ihr hie und da Teile des Trockenfutters aus dem Maul. In der klinischen Untersuchung fällt ein mittelgradiger Zahnsteinbefall wie auch eine Zahnfleischentzündung im Backenzahnbereich auf. Ein Zahn im linken Unterkiefer ist abgebrochen. Die Katze zuckt bei der Kontrolle der Zahnhälse mit einer Metallsonde zusammen – sie hat Schmerzen. Elvira braucht einen Termin beim Zahnarzt.
Der Fall ist nicht immer so klar wie bei Elvira. Katzen sind in ihren Schmerzäusserungen sehr zurückhaltend und Symptome von Mundhöhlenerkrankungen sind häufig sehr subtil und unspezifisch. Erst bei fortgeschrittenen Schädigungen kommt es zu üblem Mundgeruch, starkem Speicheln oder Futterverweigerung. Oft frisst eine Katze einfach nur umständlicher oder weniger, neigt dabei beispielsweise den Kopf etwas zur weniger schmerzhaften Seite. Vielleicht wirkt sie gestresst oder aggressiv, wird plötzlich unsauber, verkriecht sich mehr oder scheint lediglich weniger verschmust. Zudem ist die Mundhöhle bei vielen auch nicht schmerzhaften Katzen nicht so leicht zugänglich und untersuchbar.
Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen werden vom Katzenhalter dadurch häufig erst spät wahrgenommen, obwohl sie keinesfalls selten auftreten. Im Gegenteil: Die Mundhöhle ist bei Katzen die häufigste Lokalisation von Krankheiten überhaupt! Dieser Artikel soll einen Überblick über das Katzengebiss, die häufigsten Mundhöhlenerkrankungen bei jungen und adulten Katzen, deren Therapie und mögliche Vorbeugung geben.
Das Katzengebiss
Katzen brauchen ihr Gebiss nicht nur um zu jagen und zu fressen, es dient auch der Verteidigung, der Kommunikation und der Fellpflege. Ihr Kauapparat ist perfekt auf das Zerteilen von Beute ausgerichtet: Die Backenzähne haben keine flachen Kauflächen, sondern sind spitz und verzahnen sich scherenartig (Sekodontie). Das Kiefergelenk ist eng und dient als reines Scharniergelenk. Man unterscheidet Schneidezähne/Kammzähnchen (Incisivi), Fangzähne (Canini), vordere (Prämolaren) und hintere Backenzähne (Molaren).
26 Milchzähne treten im Alter von etwa drei bis sechs Wochen in die Mundhöhle durch, die 30 bleibenden Zähne ersetzen sie mit etwa drei bis sechs Monaten. Die einzelnen Zähne bestehen aus Dentin, das im Kronenbereich von einer sehr dünnen und harten Schmelzschicht und im Wurzelbereich von einer Zementschicht umhüllt wird. Im Zahninneren finden sich Nervenfasern, Blut- und Lymphgefässe sowie freie Zellen in der sogenannten Pulpahöhle (Zahnwurzelhöhle). Das Zahnfleisch, die Zahnhaltefasern, der Wurzelzement und der zahntragende Kieferknochen bilden zusammen eine funktionelle Einheit, das Parodont (Zahnhalteapparat). (…)
Den vollständigen Beitrag können Sie in der Ausgabe 6/16 lesen.