Von dem Rätsel, wie sich Katzen orientieren

«Katze findet nach Monaten Weg zurück nach Hause.» Solche Schlagzeilen liest man immer wieder. Aber was steckt dahinter? Wie schaffen es manche Katzen, ihr einstiges Zuhause über weite Strecken hinweg wiederzufinden? Wie orientieren sie sich?

In der Februarausgabe des «Time Magazine» aus dem Jahr 2013 findet man die interessante Geschichte einer dreifarbigen Katze, die zusammen mit ihrer Familie auf einer Reise war. Die Katze ging während der Reise verloren und war daraufhin über zwei Monate lang unterwegs. Sie lief wenigstens 200 Meilen (322 Kilometer) und fand den Weg nach Hause, zurück zu ihrer Familie.

Der werte Leser mag jetzt vielleicht sagen, dass das unmöglich sei und vielleicht eine andere Katze mit ähnlicher Färbung bei der trauernden Familie eingezogen ist. Trauernde Menschen greifen ja gern nach jedem Strohhalm, um ihr Leid zu mildern. Aber weit gefehlt, denn anhand ihres Mikrochips konnte man nachweisen, dass diese Katze tatsächlich die richtige war. Dieses Tier hatte tatsächlich eine sehr weite Reise zurückgelegt. Sensationell! Und wie geht so etwas?

Wir können natürlich schlecht nachprüfen, was damals im Jahr 2013 in Florida geschah. Es war sicherlich eine ganze Menge Glück im Spiel. Wenn sich Katzen in freier Wildbahn bewegen, sind sie einer Menge Gefahren ausgesetzt: Autoverkehr, Wildtieren und nicht zuletzt ihrer eigenen Neugier, die sie wider Willen in gefährliche Situationen bringen kann. Die folgende Geschichte aus der Schweiz bewegt sich in einem nachvollziehbaren Rahmen. Sie soll uns als Beispiel dienen, um die verschiedenen Theorien kennenzulernen, die zur Erklärung dieses Phänomens herangezogen werden können.

 

Eine eigenwillige Katze
Schon bald nach ihrer Geburt kam die Katzendame mit dem blassrosa Näschen zusammen mit dem getigerten Gspändli zu Frau Riz und deren Lebensgefährten. Frau Riz betrieb damals eine therapeutische Praxis im Haus der Familie. Das Haus lag idyllisch und ruhig direkt am Waldrand in der Gemeinde Wittenbach im Kanton Sankt Gallen. Die Familie taufte die Katzendame mit den vier weissen Pfoten auf den Namen Tapsi und der freche, weil sehr neugierige Kater, der immer alles zuerst erforschen musste, erhielt den Namen Lumpi. Beide Katzen hatten stets Freigang und es stellte sich heraus, dass Tapsi sehr viel eigenwilliger und freiheitsliebender war als der kleine Kater. Sie goutierte es nicht, wenn die Menschen «einfach so mal» ein paar Tage wegfuhren. Dann blieb das Tier auch «einfach so mal» drei Tage lang verschwunden. Tapsi hatte definitiv ihren eigenen Kopf und setzte diesen auch durch. Doch sie kam auch immer wieder zurück nach Hause.

Die Familie lebte bald 15 Jahre in dem Haus, bis sie im Jahr 2009 umzog. Der Umzug ins elf Autominuten entfernte neue Domizil in St. Gallen verlief unproblematisch. Die beiden Katzen gewöhnten sich scheinbar gut an die neue Umgebung. Natürlich befolgte Doris Riz alle bekannten Regeln. Sie liess die Tiere in den ersten Wochen nicht nach draussen und gewöhnte die beiden Feliden sorgfältig an das neue Heim.

Die Ausreisserin
Doris Riz erzählt:  «Nach eineinhalb Jahren war Tapsi dann plötzlich weg. Wir befürchteten das Schlimmste. Sie sei vielleicht überfahren worden und kehrt nie mehr zurück.» Nach zwei Wochen voller Sorgen und Ungewissheit meldete sich der neue Besitzer des Hauses in Wittenbach.

Riz: «Er stand vor unserer Tür und hatte Tapsi in einer Katzenkiste. Das sei doch unsere Katze, fragte er. Er habe sie in seinem Garten herumspazieren sehen und dann eingefangen. In den kommenden Wochen ging Tapsi weitere vier- oder fünfmal zurück nach Wittenbach. Dafür brauchte sie jeweils nur noch etwa einen Tag. Wir bekamen dann gleich einen Anruf und konnten sie wieder abholen.»

Nachdem sie noch mehrere Male wieder nach Wittenbach gewandert und nach St. Gallen zurücktransportiert worden war, sah die kleine Katze es irgendwann ein und blieb bei ihrer Familie im neuen Domizil.

Frau Riz fragte sich nun zu Recht, was sich auch der geneigte Leser an dieser Stelle fragen mag: Wie hat sie geschafft, sich nach eineinhalb Jahren noch an das alte Zuhause zu erinnern und dann die vielen Kilometer zurückzulegen? Ohne Kompass? Wie schaffte sie das? Sind da vielleicht Schwingungen, welche die Katze aufzunehmen imstande ist? (…)

 

Den vollständigen Beitrag können Sie im „Katzen Magazin“ 4/17 lesen.

geschrieben von:
Stephenie Siegmann

Stephenie Siegmann

Ein weiterer Fan der Feloidea, Stephenie Siegmann, teilt ihre Behausung, treu ergeben, mit mehreren Exemplaren der Gattung Felis silvestris catus. Als Autodidaktin mit grossem Wissensdurst ausgestattet, beschäftigt sie sich unter anderem mit den wissenschaftlichen Hintergründen dieser geheimnisvollen Spezies. Von einer Metaebene ausgehend, hinterfragt sie kritisch jene bequemen Konstruktionen, aus denen wir uns die sogenannte «Realität» erschaffen.

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