Reine Geschmackssache!

In Schweizer Haushalten leben über 1,6 Millionen Katzen. Für ihre Lieblinge können Besitzer mittlerweile unter einer breit gefächerten Auswahl verschiedenster Futtersorten wählen. Manchem Stubentiger kann man es trotzdem partout nicht recht machen, denn die gustatorischen Vorlieben unserer Samtpfoten sind nicht nur sehr spezifisch, sondern vor allem individuell!

 

«Katzen sind eine spezielle und wählerische Spezies – auch beim Thema Futter», sagt Prof. Christine Iben, Leiterin des Instituts für Tierernährung und funktionelle Pflanzenstoffe an der Veterinärmedizinischen Fakultät Wien. Einerseits seien die Samtpfoten sich in ihren Verhaltensweisen sehr ähnlich, andererseits aber habe jede Katze ihre eigene Individualität. «Das gilt auch für die Futterakzeptanz. Während manche Katzen neugierig Futter verschiedener Geschmacksrichtungen und Konsistenzen ausprobieren, bevorzugen andere die Futterart, die sie immer schon bekommen haben», erklärt die Tierernährungsexpertin.

Grundsätzlich dient der Geschmackssinn natürlich erst einmal dem Auffinden und der Prüfung von Nahrung, bevor sie geschluckt wird. Der Grundstein hierfür wird schon vor der Geburt gelegt. «Beim Katzenfötus konnte man am 31. Tag bereits sich differenzierende Geschmacksknospen auf der Zunge feststellen», sagt die ehemalige Präsidentin der Europäischen Gesellschaft für veterinärmedizinische und vergleichende Tierernährung. Viele der für den Geschmackssinn notwendigen anatomischen Eigenschaften entwickeln sich jedoch erst nach der Geburt. Bis das gustatorische System dem einer ausgewachsenen Katze entspricht, dauert es eine Weile.

Danach geht es geschmacklich los: Durch chemische Reizung der Geschmacksrezeptoren in den Geschmacksknospen der Zunge nehmen die Samtpfoten bestimmte Geschmacksrichtungen wahr. Bei Säugetieren sind die Geschmacksknospen vor allem auf der Zunge in Geschmackspapillen angeordnet. In geringeren Mengen kommen sie aber auch in den Schleimhäuten von Mundhöhle, Rachen und Schlund vor. Während der Mensch mit 5000 Geschmacksknospen sein Essen geschmacklich hoch differenziert geniessen kann, haben Katzen einen minderen Sinn für kulinarische Vielfalt. Sie besitzen durchschnittlich nur 500 solcher Knospen. «In jeder befinden sich bis zu 100 Geschmackszellen mit Rezeptoren», erklärt Prof. Alois Strasser von der Abteilung für Physiologie, Pathophysiologie und experimentelle Endokrinologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. «Damit können Katzen vermutlich vier Geschmacksrichtungen wahrnehmen: umami, sauer, bitter und salzig.»

So schmeckt’s dann auch

Das feline gustatorische System ist ganz auf die Ernährung als Hyperkarnivore ausgerichtet: Geschmacksrezeptoren, die den fleischig-herzhaften Umamigeschmack wahrnehmen, liegen vermehrt im vorderen Bereich der Zunge. Dort werden sie zur Suche nach fleischhaltigen und -schmeckenden Nahrungsmitteln genutzt. «Die Rezeptoren sind aminosäuresensitiv und werden durch einige Aminosäuren stimuliert, durch andere wiederum gehemmt, was dann zum Abweisen des entsprechenden Futterbestandteils führt», erklärt Strasser. So wird die ausreichende Aufnahme von wichtigen Nährstoffen garantiert. (…)

 

Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der Ausgabe 5/18.

geschrieben von:
Regina Röttgen

Regina Röttgen

Geduld gegenüber Tieren ist bei Regina Röttgen grenzenlos. Nach abgeschlossenem Philosophie- und Anglistikstudium hat sie, nach einer diagnostischen Odyssee für ihren Siamkater, die Ausbildung zur Tierheilpraktikerin gemacht und eine türkische Heimtierzeitschrift verlegt. Sie lebt im Südwesten der Türkei mit ihrem türkischen Mann, zwei Söhnen, zwei Katzen, einem Rudel Hunde und Hühnern ausserhalb eines kleinen Dorfes. Dort arbeitet sie als freiberufliche Autorin und Redakteurin. Neun Katzen haben sie bisher durch ihr Leben begleitet.

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