Kuba: Hemingways Katzen

Ernest Hemingway lebte mehr als zwanzig Jahre auf Kuba. Zu Beginn der vierziger Jahre begründete der Autor von «Der alte Mann und das Meer» auf seinem Anwesen «Finca Vigía» in San Francisco de Paula seine eigene Katzendynastie. Die Katzen erfreuten sich eines nahezu paradiesischen Daseins – bis 1961 alles mit einer grossen Tragödie endete.

Fast ist alles noch so, wie Ernest Hemingway und seine vierte Ehefrau Mary Welsh Hemingway es 1960 zurückliessen. Kudu-, Wasserbüffel- und Hirschköpfe schmücken die Wände, geblümte Sofas und Sessel laden zum Verweilen ein, hier und da eine Flasche Whisky oder Scotch, vollgestopfte Bücherborde, fein säuberlich gemachte Betten mit Tagesdecken, kurzum: Auf der Finca Vigía scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Geblieben sind aber nicht nur Gegenstände, sondern auch die Spuren eines grossen Herzens. Eines Herzens, das sich an den vielen Katzen freute, die einst durch die hellen, luftigen Räume streiften. Das aber auch mit ihnen litt und um sie trauerte.

 

Briefe über Katzen

Tatsächlich ist die Finca Vigía immer noch so nahe am Leben, dass man die Anwesenheit seiner ehemaligen Bewohner zu fühlen scheint, besucht man das Haus – heute ein Museum – auf dem Hügel über dem ländlichen San Francisco de Paula (von daher der Name: vigía, spanisch sinngemäss für Ausblick, Aussicht). Rund eine halbe Stunde von Havanna entfernt geht ein holpriges Strässchen links von der Landstrasse Carretera Central de Cuba ab und führt einen kleinen, smaragdgrünen Hügel hinauf zu dem einstöckigen Flachbau zwischen Königspalmen, Lianen, Farnen und Mangobäumen. Von dort schaut man hinab in das nahe gelegene Örtchen mit seinen kleinen Häusern mit roten Ziegeldächern und hinüber auf den türkisfarbenen Golfstrom und das bunte Häusermeer Havannas. Wenn nicht gerade ein Touristenbus ankommt, herrscht paradiesische Ruhe.

«Die Leute fragen einen, weshalb man in Kuba lebt und man sagt, weil es einem gefällt», schrieb Ernest Hemingway 1949 in dem Artikel The Great Blue River im Holiday Magazine. In der Hommage an seine neue Heimat Kuba zählte der amerikanische Autor zahlreiche Gründe auf, auf Kuba zu leben: Das blaue Meer, in dem man Hai, Marlin und Thunfisch jagen könne, die Lebensart, die einem selten Schuhe vorschreibe, die achtzehn verschiedenen Mangosorten, die vor der Haustür wüchsen und so weiter. Liest man in seinen Briefen und dem posthum erschienenen Roman «Inseln im Strom», darf man unterstellen, dass seine Menagerie von Katzen (und Hunden), wenn in dem Artikel auch nicht erwähnt, zu diesen Gründen gehört haben musste. Nicht erwähnt vielleicht, weil das Bild des gutherzigen, sanften Tierfreunds Hemingway wenig kongruent war mit dem öffentlichen Image des ganzen Kerls mit einem Faible für das Stierabstechen in spanischen Arenen, dem Erschiessen wilder Tiere und dem Fischen zu hoher See.

Auf Kuba war Hemingway jedoch weit weg von der sensationshungrigen Öffentlichkeit, die das Leben des Schriftstellers am liebsten unter dem Mikroskop studierte, weil es dort ebenso bunt herging wie in seinen Romanen und Novellen. Hier konnte er ganz Privatmann sein und eine andere Seite ausleben, die aus den zärtlichen Briefen hervorgeht, in denen er Freunden und Familie von seinen vierbeinigen Freunden berichtete. «We have three good cats here», schrieb Ernest Hemingway seiner ersten Ehefrau Hadley Mowrer im Juli 1942. «When I can’t sleep at night I tell them stories about F. Puss and our great cat Mooky out west who fought the badger.» Sie hätten drei gute Katzen auf der Finca. Wenn er nachts nicht schlafen könne, erzähle er ihnen von den Abenteuern ihrer Vorgänger, so etwa von dem Kampf Mookys mit einem Dachs. (…)

 

Den vollständigen Beitrag können Sie in der aktuellen Ausgabe lesen.

 

 

geschrieben von:
Eveline Schneider-Kayasseh

Eveline Schneider-Kayasseh

Tiere bedeuteten Eveline Schneider Kayasseh schon in ihrer frühesten Kindheit enorm viel und gehören bis heute zu ihrem Alltag. Die studierte Juristin promovierte mit einer Dissertation zum Thema «Haftung bei Verletzung oder Tötung eines Tieres» und befasst sich neben ihrem Berufsleben in der Wissenschaft auch als freie Autorin vor allem mit den Themen Mensch-Tier-Beziehung, Tierrechte und Tierschutz aus einer schweizerischen und internationalen, historischen und aktuellen Perspektive.

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