Kognitive Fähigkeiten – Ich sehe, was du nicht siehst…

Mittlerweile bestehen in der Welt der Wissenschaft keine Zweifel mehr daran, dass domestizierte Katzen sowie ihre Stammmutter, die afrikanische Falbkatze, erstaunliche kognitive Fähigkeiten besitzen. Doch was versteht man genau unter dem Begriff der Kognition beziehungsweise was sind kognitive Fähigkeiten? In der wissenschaftlichen Forschung existiert keine einheitliche Definition, denn Wissenschaftler legen speziell für ihr Fachgebiet und für ihre Zwecke passend fest, was sie darunter verstehen und beurteilen anhand dieser Definition, wie es um die kognitiven Fähigkeiten etwaiger Probanden bestellt ist.

Bezogen auf die Hauskatze möchte ich den Begriff der Kognition folgendermassen definieren: Sie ist die Fähigkeit, über die Sinne aufgenommene Informationen über das Gehirn zu verarbeiten und auszuwerten. Hieran sind Emotionen und Lernprozesse (Gedächtnisleistungen, Schlussfolgerungen aus dem Erlebten) ebenso beteiligt wie die Aufmerksamkeit im Augenblick der Informationsaufnahme und die längerfristige Motivation der Katze, sich einer Situation zu widmen, aber auch etwas schwerer greifbare Konzepte wie Kreativität, Abstraktions- und Vorstellungsvermögen. Das Zusammenspiel dieser Faktoren entscheidet darüber, inwieweit wir ein Individuum als «intelligent» einschätzen. Tatsächlich dienen Intelligenztests der Beurteilung kognitiver Fähigkeiten, doch auch in solchen Tests werden letztlich nur einzelne Aspekte der Kognition angesprochen.

 

Intelligenz ist eine Frage der Definition

Sowohl in den Sozial- als auch Naturwissenschaften ist der Umgang mit dem Begriff der Intelligenz im Laufe des letzten Jahrhunderts immer weiter verfeinert worden. Unterscheidungen wie «soziale Intelligenz» und «emotionale Intelligenz» sind mittlerweile geläufig, zumindest wenn von Menschen die Rede ist. Allerdings erleben Katzen ihre Welt in weiten Teilen vollkommen anders als unsere Spezies. Das fängt schon damit an, dass ihre Gehirne Sinneseindrücke nach anderen Kriterien filtern als unsere. Auch hat die Evolution ihnen andere Strategien zum Lösen von Problemen als beispielsweise Hunden oder Menschen mitgegeben – Strategien, die an die Lebenswelt der Katze angepasst sind. Deshalb ist es nur bedingt oder gar nicht sinnvoll, einen Test oder ein Szenario auf eine andere Spezies anzuwenden beziehungsweise zu übertragen – jedenfalls nicht, wenn man zu einem fairen Urteil kommen will.

Hierzu liefert die Zoologin Dr. Mircea Pfleiderer ein anschauliches Beispiel: In Südafrika werden Schakale von den Farmern als schlau angesehen, weil sie sich so gut wie gar nicht in Fallen fangen lassen – sie meiden alles, was auch nur im Geringsten nach Mensch riecht. Karakals (Wüstenluchse) dagegen tappen häufig in Fallen, weil sie die fremden Gegenstände neugierig untersuchen. Was die Farmer nicht berücksichtigen, wenn sie die Karakals als dumm abtun, ist die Tatsache, dass diese und andere Katzenarten, die den Kastenfallen entronnen sind, die Fallen nunmehr gezielt aufsuchen, um sie durch Umwerfen zu deaktivieren und sich die Köder einzuverleiben.

(Den ganzen Beitrag können Sie im „Katzen Magazin 2/16 lesen.)

geschrieben von:
Bettina von Stockfleth

Bettina von Stockfleth

Nach ihrer Ausbildung zur Tierpsychologin spezialisierte Bettina von Stockfleth sich auf Katzen, da diese Tiere immer noch häufig missverstanden werden und es für die Halter meist schwer ist, kompetente und einfühlsame Hilfe zu erhalten. Ein besonderes Anliegen ist ihr die artgerechte Haltung und Beschäftigung von Wohnungskatzen sowie die optimale Gestaltung von Mehrkatzenhaushalten. Sie ist erfolgreiche Autorin dreier Bücher und bildet sich regelmässig in Verhaltensforschung und -medizin fort, um Mensch und Tier optimal helfen zu können. www.mensch-und-katze.de

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