Glücksbotin aus Thailand: Die Korat

In Thailand nennt man sie Si-Sawat. Dieses Wort passt in seiner Doppeldeutung hervorragend auf die Korat, denn in der Übersetzung beschreibt Si-Sawat einen blaugrauen Boten, der Glück und Zufriedenheit beschert. Dementsprechend wird die elegante Katze mit dem silbrig schimmernden Fell in ihrem Heimatland seit Jahrhunderten verehrt und hoch geachtet.

Text: Hannelore Büchner-Mack

Die Korat gehört zu den ältesten Katzenrassen. Ursprünglich lebte die thailändische Glückskatze wild im Dschungel der Malay Peninsula (Malaiische Halbinsel) im Süden des ehemaligen Siam. Dort sind sie auch heute noch anzutreffen. Ihren Namen erhielten sie jedoch von König Rama V. von Siam (er regierte von 1859 bis 1910), der auf seine Frage nach der Herkunft dieser schönen Tiere die Antwort bekam, es sei «eine aus Korat». Korat ist die grösste Stadt der Provinz Pimai im Norden Thailands.

Seit Jahrhunderten ist es Sitte in Thailand, frisch Getrauten eine Korat ins Bett zu legen. Der Legende nach beschert das den Brautleuten Kindersegen, Gesundheit, Wohlstand und Zufriedenheit. Wird ein Kind geboren, so wird erst eine Korat in die Hängematte gelegt, um dem Baby Gesundheit und Glück zu sichern. Auch war es dort in der gehobenen Gesellschaft üblich, eine dieser seltenen Katzen oder ein Paar als Zeichen besonderer Wertschätzung zu verschenken. Noch heute werden die Silberblauen besonders behütet. Obwohl es in vielen Landesteilen eigentlich unüblich ist, werden die Türen der Häuser, in denen eine Korat lebt, sorgfältig verschlossen.

Bis in unsere Tage finden im Nordosten Thailands in sehr trockenen Sommern Regenprozessionen statt, um von den Göttern Regen für eine reiche Ernte zu erbitten. Dabei wird eine Korat durchs Dorf getragen und vor jedem Haus mit ihr Halt gemacht. Der Herr des Hauses bespritzt die Katze dann mit Wasser.

Die Geschichte der Korat

Erstmalig wurden die Si-Sawat in einem Buch mit Katzengedichten aus der Ayudhya-Epoche (1350 bis 1767) erwähnt. Darin wurden siebzehn glückbringende und sechs unglückbringende Katzen in Gedichtform dargestellt. Das Gedicht über die Korat lautet in der deutschen Übersetzung folgendermassen:

Die Katze Maleht hat eine Fellfarbe wie Dork Lao.

Die Haare seidig mit Haarwurzeln wie Wolken und Haarspitzen wie Silber.

Die Augen leuchten wie Tautropfen auf einem Lotusblatt.

Maleht bedeutet Saat, Dork und Lao sind silbergrau schimmernde Pflanzen wie die Fellfarbe der Korat. Der Tau auf dem Lotusblatt verstärkt die Intensität des Blattgrüns und beschreibt damit die Augen der schönen Thailänderin.

Die Rasse steht also nicht nur im Ruf, Glück zu bringen, sie hat nicht zuletzt auch dadurch das besondere Glück gehabt, trotz der vielen Kämpfe um das ehemalige Siam bis heute in ihrem Heimatland in ihrer Ursprünglichkeit erhalten geblieben zu sein. Und auch die im Ausland hin und wieder auf Ausstellungen gezeigten Korats sind den wilden Verwandten aus dem Dschungel der Malayischen Halbinsel noch immer sehr ähnlich. Die wenigen Züchter weltweit sind sich einig, dass sie diese ursprüngliche Schönheit erhalten und lediglich zu vervollkommnen versuchen wollen.

Erst Mitte des vergangenen Jahrhunderts, 1959, wurden zwei der seltenen Korats nach Amerika importiert. Die Tiere hiessen Narra und Darra, waren Bruder und Schwester und stammten aus der berühmten Cattery Mahajaya von Khunying Abhibal Rajamaitri. Sie wurden Jean Johnson geschenkt, die lange Zeit in Thailand gelebt hatte, und bildeten den Grundstein der amerikanischen Korat-Zucht. Ihre Namen findet man in vielen Stammbäumen. Da es sehr schwer war, weitere Katzen aus Thailand zu importieren, eine Blutauffrischung aufgrund des kleinen Genpools aber dringend notwendig war, wurden einmalig zwei Bluepoint-Siam-Katzen eingekreuzt. 1965 wurde die Korat Cat Fanciers Association (KCFA) gegründet, um die Reinerhaltung der Rasse zu sichern. Nur Korats, die zweifelsfrei thailändischer Herkunft waren, durften zur Zucht herangezogen werden. Um die Zuchtbasis zu erweitern, reiste Daphne Negus 1968 aus Arizona nach Bangkok und suchte dort neun Tiere für den Import nach Amerika aus. In Europa wurden erst 1972 die ersten Korats geboren – natürlich im «Mutterland der Katzenzucht», in Grossbritannien. Die weitere Verbreitung verläuft bis heute eher zögerlich; derzeit gibt es weltweit etwa sechzig Züchter mit insgesamt knapp 1500 registrierten Koratkatzen. Rechnet man die Liebhabertiere dazu, so kommt man auf zirka 3000 ausserhalb Thailands lebende Exemplare. Die deutschen Catteries «von Rominten», «von Khe Morat» und «Osiko Namy» gelten als Pioniere, die wesentlich zum Bekanntwerden der Rasse in Europa beigetragen haben. Der Championstatus wurde den Korats 1982 zuerkannt. Hieran waren in erster Linie skandinavische Züchter beteiligt, ihnen voran Efi Kleive von der Cattery «Pimai».

Anforderungen

Die Zucht dieser seltenen Tiere stellt hohe Anforderungen an die Züchter. Es sind nicht nur die grossen Entfernungen, die oft zwischen den einzelnen Catteries liegen und schon deshalb eine Zusammenarbeit erschweren. Die Rasse wurde auch über lange Zeit durch zwei heimtückische Erbkrankheiten gefährdet. Dabei handelt es sich um die Gangliosidosis GM1 und GM2. Beides sind Fettspeichererkrankungen, die aus einem Gendefekt resultieren, der über Generationen hinweg versteckt getragen und weiter vererbt werden kann. Nur wenn beide Elterntiere diesen Defekt in ihrem Erbgut tragen, kann die Krankheit ausbrechen. So konnte es passieren, dass trotz grosser Bemühungen, nur gesunde Korats in die Zucht zu nehmen, die genannten Krankheiten die Rasse in ihrer Existenz bedrohten.

Beide Krankheitsvarianten verursachen schwere Hirnerkrankungen und treten auf, bevor die betroffenen Katzen ein halbes Jahr alt sind. Die Symptome sind ein deutliches Zittern des Kopfes und eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit der Hinterbeine, die sich schnell zur vollständigen Lähmung ausweitet. Glücklicherweise gelang es Prof. Dr. Henry Baker von der Auburn University in Alabama, einen DNA-Test zu entwickeln, mit dessen Hilfe Träger dieser Defekt-Gene sicher identifiziert werden können. Es wird lediglich ein Milliliter Blut dafür benötigt. Jeder Tierarzt weltweit hat die Möglichkeit, Blut für diesen Test nach Auburn zu senden.
Um sicher zu gehen, dass wirklich kein Trägertier unerkannt in die Zucht gelangt, hat die FIFé bereits seit dem 1. 1. 2000 einen Mikrochip sowie einen DNA-Test für alle Korats zwingend vorgeschrieben. Sind bereits die Elterntiere negativ für beide Gene, dann kann anstelle eines Tests lediglich ein Zertifikat für den negativen Befund der Eltern nachgewiesen werden. Aufgrund der ohnehin sehr begrenzten Zahl an Zuchttieren sind mischerbige Verpaarungen erlaubt, bei denen nur ein Elternteil positiv getestet wurde. Jedoch müssen die daraus resultierenden Nachkommen einen DNA-Test durchlaufen und durch einen Mikrochip oder eine Tätowierung zweifelsfrei identifizierbar sein. Ausnahmen von dieser Regelung müssen zuvor vom nationalen Zuchtausschuss genehmigt werden.

Anspruchsvolle Schönheiten

Der Gesamteindruck der schönen Samtpfote ist harmonisch, sie wirkt eher klein, dabei aber durchaus muskulös und überraschend schwer. Ihre Hinterbeine sind etwas länger als die vorderen Gliedmassen, was ihr ein beachtliches Sprungvermögen und grosse Schnelligkeit beim Laufen verleiht. Unverwechselbar wird sie durch die grossen intensiv grünen Augen, die dem herzförmigen Gesicht etwas Geheimnisvolles geben.

Allerdings dauert es sehr lange, bis die klare Färbung sich einstellt. Bei Kitten sind die Augen zuerst blau, verändern sich dann in leicht milchig bernsteinfarben und bei Jungkatzen zeigt sich dann schon mal ein grüner Schimmer um die Pupille. Grundsätzlich lässt sich beim Kätzchen die spätere Augenfarbe vom Laien nicht einmal erahnen. Erst mit dem dritten Lebensjahr, teilweise noch später, zeigt sich die Korat in ihrer ganzen Schönheit. Ihr blaues Kleid ist eine Besonderheit: Jedes einzelne Haar hat ein sogenanntes Tipping, es schimmert an der Spitze silbern. Dadurch wirkt die Katze wie indirekt beleuchtet. In Thailand bezeichnet man dieses Tipping als «Meerschaum». Das kurze Fell ist weich, liegt glatt am Körper an, hat keine Unterwolle und ist entsprechend pflegeleicht. Dennoch liebt die Korat es sehr, wenn sie gebürstet wird, denn das bedeutet, sie geniesst uneingeschränkte Aufmerksamkeit.

Anspruchsvoll ist diese Rasse jedoch, wenn es um Zeit und Zuwendung geht. Sie ist keine Katze, die man mal so eben nebenbei halten kann. Auch die Nummer 15 in einer grossen Gruppe zu sein ist, ebenso wie Einzelhaltung, nicht ihr Ding. Sie liebt die Gesellschaft einer begrenzten Zahl von Artgenossen und will ein vollwertiges Familienmitglied sein, ist menschenbezogen, will geliebt werden und besteht auf intensive «Schmuseintervalle». Das darf sich auch gerne in der Nacht fortsetzen. Ein Stammplätzchen unter der Bettdecke, dicht an den Körper des geliebten Menschen gekuschelt, wird von vielen Korats sehr geschätzt. Die den Katzen nachgesagte Scheu vor Wasser ist bei einigen Vertretern dieser Rasse wenig bis gar nicht ausgeprägt. Man hört sogar von einzelnen Exemplaren, die gerne baden oder ihren Menschen beim Duschen zur Seite stehen.

Ein etwaiges Zusammenleben mit anderen Katzenrassen sollte gut überlegt sein, denn die Korats sind felsenfest davon überzeugt, stets die erste Geige spielen zu müssen. Sie werden dominieren wollen und eifersüchtig über ihren Menschen wachen. Wenn unbedingt noch eine andere Rasse dazukommen soll, dann auf jeden Fall eine lebhafte, die mit dem überschäumenden Temperament der schönen Thailänderinnen mithalten kann. Mit Kindern kommen sie glänzend zurecht, sie lieben Action, schätzen ausgiebiges Spielen und lassen sich leicht zu unermüdlichem Apportieren animieren. Man ist gut bedient, wenn man ihr genügend artgerechte Klettermöglichkeiten bietet, sonst sucht sie sich Ersatz, was nicht immer auf Begeisterung seitens der zweibeinigen Mitbewohner treffen dürfte. Auch ihre Intelligenz und absolute Unbeirrbarkeit, wenn sie sich etwas in das hübsche Köpfchen gesetzt haben, stellen den Menschen so manches Mal vor schwere Aufgaben. Das Öffnen von Schubladen und Türen gehören da noch zu den harmloseren Aktionen. Die schlauen Stubentiger lassen sich gerne verwöhnen, sie erwarten es fast. Man sollte allerdings auf der Hut sein, dass die pelzigen Herrschaften einem nicht zum Dank dafür auf der Nase herumtanzen. Aber wenn sie erst einmal ihre wilden Flegeljahre hinter sich haben, sind sie die sanftesten und liebsten Mitbewohner, die man sich wünschen kann.

FIFe-Standard

Charakteristische Merkmale:

Weiche Linien, grosse leuchtende Augen und ein silberschimmerndes blaues Fell.

Körper

Mittlere Grösse, muskulös, geschmeidig, kraftvoll, aber nicht schwer gebaut; das Gewicht ist höher, als man aufgrund der Erscheinung erwartet. Der Rücken ist gewölbt. Lebhafte Erscheinung. Kätzinnen sind etwas feiner und kleiner.

Beine

Dem Körper entsprechend proportioniert, die Vorderbeine sind etwas kürzer als die Hinterbeine. Pfoten oval.

Fussballen

Dunkel blaugrau bis lavendel mit rosa Schimmer.

Schwanz

Mittlere Länge, kräftig am Ansatz, zu einer rundlichen Spitze zulaufend. Die Länge ist passend zur Katze, also nicht länger als mittellang.

Kopf

Von vorne gesehen oder gleich hinter dem Kopf nach herunterschauend, ist der Kopf herzförmig mit viel Breite zwischen den Augen. Die Erhöhungen der Augenbrauen ergeben die oberen Kurven der Herzform, und die weichen Linien beiderseits des Gesichts zum Kinn vervollständigen die Herzform. Ein Pinch ist unerwünscht.

Nase

Gut proportioniertes Profil mit leichtem Stopp zwischen Stirn und Nase. Die Nase oberhalb des Nasenspiegels ist leicht abgerundet (löwenartig) Unerwünscht ist eine Nase, die entweder zu lang oder zu kurz im Verhältnis zur Kopfform erscheint.

Nasenspiegel und Lippen

Dunkel blaugrau oder lavendel.

Ohren

Gross, am Ansatz breit, Spitze leicht gerundet, hoch gesetzt, einen lebhaften Ausdruck ergebend. Innenseite der Ohren schwach behaart, auf der Aussenseite sehr kurz und dicht.

Augen

Gross, rund und gut geöffnet, zur Grösse des Gesichts fast übergross.

Augenfarbe

Leuchtend und ausdrucksvoll. Leuchtend grüne Farbe bevorzugt, aber bernsteinfarben ist bei Jungtieren und jungen Erwachsenen bis zum Alter von 2 Jahren erlaubt.

Fell

Einfaches Fell, kurz bis mittellang, glänzend und fein, dicht anliegend. Das Fell hat Tendenz, sich auf dem Rücken zu teilen, wenn sich die Katze bewegt.

Farbe

Einheitlich silberblau, Haarspitzen silber, je mehr silber, um so besser. Ohne Schattierungen und ohne Streifen. Wo das Fell kürzer ist, wird der Silberschein intensiver. Unerwünscht ist ein Fell mit Silbertipping nur an Kopf, Beinen und Füssen.

Fehler

Weisse Haarbüschel oder Flecken. Jede andere Farbe als Silberblau.

Punkteskala

  • Körperform, Schwanz: 25 Punkte
  • Fellfarbe: 20 Punkte
  • Kopf, Ohren: 20 Punkte
  • Felltextur: 10 Punkte
  • Augenform und -stellung: 15 Punkte
  • Augenfarbe: 5 Punkte
  • Kondition: 5 Punkte

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geschrieben von:
Hannelore Büchner

Hannelore Büchner

Hannelore Büchner-Mack ist im Berufsleben gelernte Setzerin und lange Zeit in unterschiedlichen Branchen selbständige Unternehmerin gewesen. Bis Ende 2010 führte sie einen Catering-Service in Hamburg. Seit sie diese Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, befindet sie sich im vorzeitigen Ruhestand. Sie hat beinahe ihr ganzes Leben mit Tieren gelebt. Ihre besondere Liebe galt von jeher den Katzen und mindestens ein Samtpfötchen teilte immer ihren Alltag. Seit 1990 züchtet sie in kleinem Rahmen Ragdolls und fast genau so lange schreibt sie als freiberufliche Autorin für diverse Katzenzeitschriften. Für das Katzen Magazin war sie erstmalig 1999 tätig.

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