Seit einigen Jahren betreue ich Katzen in ihrer gewohnten Umgebung. Und als Katzenbetreuerin erlebt man da einiges, ich könnte viele Geschichten darüber erzählen. Vor einiger Zeit fragte mich eine Freundin, die auf dem Land im Aargauischen lebt, ob ich Zeit und Lust hätte, während ihrer Abwesenheit ihr Haus und ihre Katzen zu betreuen. Da ich zu dieser Zeit gerade Ferien hatte, sagte ich zu. Ich vermutete damals schon, dass mich eine abwechslungsreiche und spannende Woche erwarten würde – mit 8 Katzen!
So pendelte ich am Abend jeweils mit Zug und Postauto aufs Land und übernachtete dort. Am Morgen ging es wieder zu mir nach Hause, denn dort warteten meine 4 Katzen auf mich.
Der erste Abend kommt, draussen regnet es sintflutartig. Alle Katzen sind im Haus. Ausser Pascha, einem dreijährigen, rotweissen Perserkater, der Wasser liebt. Ob Regen, Schnee, Bäche oder Teiche, wo Wasser ist, ist auch Pascha.
Ich sitze vor dem Fernseher und schaue einen spannenden Krimi, als Pascha nach Hause kommt. Triefend nass bis auf die Haut legt er sich neben mich und erwartet, dass ich ihn abtrockne. Weil ich aber den Schluss des Films noch sehen möchte, beachte ich ihn nicht und sage mir, dass er später noch drankomme. Pascha verschwindet dann aber, wahrscheinlich etwas beleidigt, weil ich ihm keine Aufmerksamkeit schenke. Etwas später ist es Zeit für mich, ins Bett zu gehen, und da trifft mich fast der Schlag. Auf meinem Bett liegt Pascha – tropfnass, keinen Millimeter zu bewegen.
Wie eine Banane liege ich nun um Pascha, was ihm wohl zu eng wird. Er sucht sich ein anderes Plätzchen zum Schlafen. Endlich habe ich das Bett wieder für mich alleine – denke ich. Es ist nass dort, und zwar bis auf die Matratze.
Nach einer etwas feuchten Nacht geht es am Morgen nach Hause. Am Abend warten 8 hungrige Katzen auf ihr Futter, und das muss schnell gehen. Denn kaum ist der erste Beutel im Teller, ist er weg. Ich muss mir etwas einfallen lassen. Also stelle ich zwei Teller mit Futter sofort hin und habe Zeit, den Rest vorzubereiten. Es ist bereits dunkel und der Jüngste spielt noch draussen. Er heisst Gizmo und ist 8 Monate alt, ein wunderschöner kleiner Kater mit einem dunkelgrauen, samtigen Fell. Der kleine Mann brachte mir ein Geschenk mit nach Hause. Einen Mäusekopf. Und er war stolz darauf. Leider bekam ich den Kopf nicht zu fassen. Gizmo wollte mir den Kopf wohl nicht schenken, sondern nur zeigen.
Am Morgen finde ich den Mäusekopf – in meinem Schuh!
Bevor ich wieder gehe, kommt Jamal, ein grosser schneeweisser Halblanghaarkater, hinkend auf drei Beinen nach Hause. Etwas geschockt will ich ihn berühren aber er knurrt mich an. Da ich kein Blut oder sonst etwas Auffälliges sehe, verlasse ich das Haus.
Nach einem etwas beunruhigenden Tag fahre ich am Abend wieder zum Haus. Kein Jamal. Nach einer paar Stunden kommt er rein. Immer noch auf drei Beinen, eine Pfote angewinkelt. Dieses Mal lässt er sich von mir anfassen. Ich kontrolliere das Bein und taste es ab. Schaue nach den Krallen und der Temperatur des Beines, kann aber keine Veränderung finden. Er lässt alles mit sich geschehen. Ich glaube, es ist nicht so schlimm. Wenn es aber nicht besser wird, werde ich den Tierarzt aufsuchen.
In der Nacht werde ich geweckt. Romeo, ein roter Kater, beisst mir in die Nase. Anscheinend kann er nicht schlafen und möchte nun mit mir spielen, und das um 3.20 Uhr. Na toll, das fangen wir gar nicht erst an. Ich verkrieche mich unter die Decke. Romeo findet dieses Spiel lustig, da kann er trotzdem in die Zehen beissen. Nach einer Viertelstunde ist endlich wieder Ruhe.
Am Morgen der gewohnte Stress mit dem Füttern. Jamal geht es etwas besser, er springt schon auf den Tisch. Ich gehe Richtung Bushaltestelle, aber was ist das? Shyla, die 20-jährige Halbperserkatze, möchte mich begleiten. Nein, das geht gar nicht! Etwas grob verscheuche ich sie.
Am Abend habe ich mir etwas Feines zum «Znacht» mitgebracht. Ein Paar Cervelats und Brot. Auch der Mensch braucht etwas Gutes. Nach der grossen Fütterung der Raubtiere richte ich mein Nachtessen – das Telefon klingelt. Die Katzenbesitzerin ist dran und fragt, wie es gehe. Als ich während des Gesprächs meinen Blick nach draussen schweifen lasse, sehe ich, wie Nora, eine dunkle Schildpattkatze, mit meinem Cervelat im Garten herumspringt.
Schnell beende ich das Gespräch und gehe im Dunkeln auf die Suche nach meinem Nachtessen. Nachdem Nora einige Male um das Haus gerannt ist, erwische ich den Cervelat. Enttäuscht über den Verlust der Wurst, schaut sie mir zu, wie ich diese verspeise – natürlich bekommt sie auch etwas ab.
Nach einer ruhigen Nacht, ohne in die Nase oder Zehe gezwickt zu werden, beginne ich den Tag.
Am Abend bevor ich beim Haus bin, wartet schon Jamal auf mich, Gott sei Dank auf 4 Beinen. Es geht ihm immer besser. Ich freue mich auf einen ruhigen Abend. Mit 6 Katzen auf der Couch wird es etwas eng, aber ich geniesse es in vollen Zügen!
Am nächsten Abend bringe ich den Katzen etwas Feines mit nach Hause: 400 Gramm gehacktes Rindfleisch. Kaum im Haus, belagert mich die Bande. Sie riechen das Fleisch. Schnell richte ich die Teller mit dem Fleisch und dann geht das grosse Fressen los. Alles bestens, wäre da nicht Gizmo, der einen Vogel reinbringt. Leider ist dem Vogel nicht mehr zu helfen und Gizmo will ihn nicht hergeben. Auch mein Bestechungsversuch Vogel gegen Rindfleisch bringt nichts. Er rennt mit dem Vogel durch die Katzenschleuse, kommt wieder rein, legt den Vogel hin, und bevor ich ihn erwische, ist Gizmo mit seiner Beute wieder draussen. Hoffentlich frisst er ihn draussen, dachte ich. Denkste, nach einer Weile höre ich es knacken und schmatzen. Ich hätte wahrscheinlich statt Rindfleisch besser Geflügel gekauft!
Später am Abend verwöhne ich Sämi, einen rotweissen wunderschönen Kater. Er hat eine rauchige Stimme, richtig sexy. Er ist noch nicht lange in der Gruppe und muss sich immer noch etwas wehren, um ans Fressen zu kommen. Ich füttere ihn separat, und das geniesst er sehr.
Am Morgen – es hat die ganze Nacht geregnet – ist im Wohnzimmer nicht mehr viel vom weissen Marmorboden zu sehen. Richtige Strassen sind auf dem Boden verteilt – 8 Katzen = 32 Pfoten! Ich habe das Gefühl, sie sind extra bis in den letzten Winkel des Wohnzimmers gelaufen, um sich dort mit ihrem Pfotenabdruck zu verewigen. Schnell mit dem Wischer drüber und es ist wieder alles blitzsauber. Aber kaum fertig, springt Assio, ein weiss-schwarzer, gutmütiger und lieber Kerl, mit dreckigen Pfoten über den sauber geputzten Boden. Aber auch seine Spuren sind schnell weggewischt. Als dann aber der Hund des Nachbarn in der Küche steht und die Näpfe der Katzen sowie das Wasser leert, habe ich langsam die Nase voll.
So endet die Woche und ich mache mich auf den Weg nach Hause. Es war eine schöne und abwechslungsreiche Zeit. 8 Katzen unter einem Dach muss man einmal erlebt haben.
Ich freue mich auf meine vier Fellnasen und zum Glück sind es reine Wohnungskatzen.
Liebe Grüsse an alle Katzenfreunde
Priska Schuler, KM-Leserin