Anatomie der Katze: Die Welt «schmecken» Teil 3

Jede Katze ist eine Persönlichkeit mit eigenen Vorlieben. Was die eine ganz hinreissend findet, widert die andere an. Grundlegende Merkmale unterscheiden sich jedoch nicht. In dieser Serie beschäftigen wir uns mit der Anatomie der Katze, um zu verstehen, was sie zu ihren erstaunlichen Leistungen befähigt. Im dritten Teil geht es um den Geschmacks- und Geruchssinn.

Text: Stefan Siegmann

In einigen Gegenden der Schweiz bezeichnet man Riechen und Schmecken mit nur einem Wort: Gout. Das ist eng verwandt mit dem lateinischen gustare (schmecken) oder dem Wort «goutieren». Und auch im bayerischen Sprachraum ist die gedankliche Verbindung von Riechen und Schmecken in der Alltagssprache gebräuchlich.

Der Vorgang des Schmeckens entsteht durch eine chemische Analyse der im Speichel gelösten Nahrungsmoleküle. Menschen können zwischen fünf grundlegenden Geschmacksrichtungen unterscheiden: salzig, sauer, bitter, süss und umami. Letzteres steht im Japanischen für «fleischig, wohlschmeckend» und wurde erst 1908 entdeckt. Als umami erkennen wir die in Fleischspeisen enthaltene Aminosäure Glutamin, so wie wir süss häufig durch Kohlenhydratketten bestimmter Länge, wie beispielsweise beim Zucker, wahrnehmen.

Die Geschmackssensoren sind in Gruppen von etwa 50 Einheiten zu Geschmacksknospen gebündelt. Obwohl es auf der menschlichen Zunge bestimmte Bereiche gibt, in denen vermehrt ein bestimmter Typ sitzt, sind alle Geschmacksknospentypen auf der gesamten Zunge zu finden. Auf der Katzenzunge sitzen die Geschmacksknospen jedoch nur an der Spitze, an den beiden Seiten und an der Wurzel ganz hinten. In der Mitte der Katzenzunge befinden sich kleine Papillen mit zum Rachen gerichteten Häkchen. Diese sind so stark, dass damit das Fleisch von den Knochen der Beute abgeschabt werden kann. Auch zur Fellpflege und beim Trinken werden sie eingesetzt.

Der gustatorische Sinn der Katzen unterscheidet sich deutlich von unserem. Katzen können kaum kohlenhydratbasierte Süsse erkennen. Erst bei einer exorbitant hohen Konzentration von Süsse werden die paar vorhandenen Rezeptoren (Sinneszellen) aktiv. Als reine Fleischfresser sind süsse Früchte eben nicht zuoberst auf ihrem Speiseplan zu finden. Süsse steht in der Natur gemeinhin für den Gehalt von mittellangen bis kurzen Kohlenhydratketten, die vom Organismus der meisten Säugetiere in Glukose umgewandelt wird. Glukose ist der universelle Energieträger für Zellen. Katzen können aus unterschiedlich langen Kohlenhydratketten jedoch keine Glukose herstellen. Auch das im menschlichen Speichel nachweisbare Enzym Ptyalin, das Stärke schon im Mund zu zersetzen hilft, fehlt bei Katzen gänzlich. Glukose wird vom Organismus der Katze deshalb aus Aminosäuren zusammengebaut.

Wie wir können Katzen sauer, bitter und salzig schmecken. Ihre Fähigkeit Aminosäuren zu unterscheiden, übertrifft unsere eigene jedoch um ein Vielfaches. Damit können sie unter anderem den Nährwertgehalt und Zustand von Fleisch feststellen. Auf unser Empfinden übertragen schmeckt gutes Fleisch vollmundig herzhaft und süsslich, während schlechtes Fleisch eher bitter oder fad und ungeniessbar erscheint.

Lesen Sie den ganzen Artikel von Stefan Siegmann im Katzen Magazin 5/2015.

geschrieben von:
Stephenie Siegmann

Stephenie Siegmann

Ein weiterer Fan der Feloidea, Stephenie Siegmann, teilt ihre Behausung, treu ergeben, mit mehreren Exemplaren der Gattung Felis silvestris catus. Als Autodidaktin mit grossem Wissensdurst ausgestattet, beschäftigt sie sich unter anderem mit den wissenschaftlichen Hintergründen dieser geheimnisvollen Spezies. Von einer Metaebene ausgehend, hinterfragt sie kritisch jene bequemen Konstruktionen, aus denen wir uns die sogenannte «Realität» erschaffen.

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