Mit vereinten Kräften gegen das Katzenleid im Kanton Jura: Die Tierschutzorganisation NetAP, der Verein jurassischer Tierärzte und der lokale Tierschutzverein AJPA arbeiten gemeinsam erfolgreich gegen die Überpopulation verwilderter Katzen im Westschweizer Kanton.
Es ist neun Uhr morgens. Aus vielen Teilen der Schweiz treffen die Freiwilligen der Tierschutzorganisation NetAP (Network for Animal Protection) im jurassischen Delémont ein. Auch zwei Tierärzte des SVJ (Verein jurassischer Tierärzte) sind schon vor Ort. Das «Feldlazarett» ist bereits eingerichtet, dafür hat NetAP-Einsatzleiterin Melanie mit zwei Helfern gesorgt. Seit fünf Uhr ist sie auf den Beinen. Fast 90 Katzen warten in ihren Boxen, um im Laufe des Tages untersucht und kastriert zu werden.
Das Katzenleid im Jura ist – wie auch in vielen anderen Kantonen – gross. Hunger, Krankheiten, Verletzungen und Extremtemperaturen machen vielen herrenlosen oder vernachlässigten Katzen zu schaffen. Die unkastrierten Tiere vermehren sich schnell. Um die wachsende Population unter Kontrolle zu halten, wird deshalb gerne auch mal zum Gewehr oder zu anderen unpopulären Tötungsmethoden gegriffen.
Die Tötung ungewollter Tiere ist zwar kurzfristig gesehen oft die schnellste, aber keine nachhaltige Lösung. Es wird damit lediglich bei dem Symptom anstatt der Ursache angesetzt. Trotzdem wird diese Vorgehensweise auch in der Schweiz gerne praktiziert. Das Tierschutzgesetz verbietet diese Art der Populationskontrolle leider nicht. In der Schweiz dürfen gesunde Katzen grundlos getötet werden. Einzig «fachgerecht» muss die Tötung erfolgen, also schmerzfrei für das Tier sein und zur sofortigen Bewusstlosigkeit führen, aus der es nicht mehr erwacht. Erschlagen und Ertränken der Tiere entspräche also ebenso wenig dieser Vorschrift wie verhungern lassen oder Hunden zu überlassen. Und dennoch wird es praktiziert. Das Euthanasieren völlig gesunder Tiere wäre hingegen erlaubt. Dies steht jedoch im Widerspruch zur Berufsethik der Tierärzte und viele Veterinäre sind nicht bereit, den unerwünschten gesunden Nachwuchs einzuschläfern. Trotzdem werden schätzungsweise 100 000 Kätzchen Jahr für Jahr irgendwie getötet, einfach weil sie niemand haben will.
Die einzige wirksame und tiergerechte Massnahme, um die Anzahl der Katzen langfristig unter Kontrolle zu bringen, ist nachweislich die Kastration. Dass die Verantwortlichen Tierhalter und Behörden nicht zu diesem Mittel greifen, hat zahlreiche Gründe: Gleichgültigkeit, Vorurteile oder Mangel an Bereitschaft, für eine Katze Geld auszugeben, sind nur einige davon.
Um den Kreislauf des Elends zu unterbrechen, sind die Freiwilligen von NetAP täglich im Einsatz und fangen und kastrieren herrenlose oder vernachlässigte Katzen. Die meisten von ihnen arbeiten Vollzeit in ihren angestammten Berufen und üben die Tierschutztätigkeit nebenbei aus. In Anbetracht des grossen Elends sind sie gerne bereit, ihre spärliche Freizeit den Katzen zu widmen und ihren Teil dazu beizutragen, dass sich diese Situation Schritt für Schritt verbessert.
Neben den kleineren Aktionen unter der Woche finden an den Wochenenden zusätzliche Einsatztage in sogenannten Feldlazaretten statt, an denen auch viele Schweizer Tierärzte ehrenamtlich teilnehmen, wie an diesem Tag im Jura. Bis zu 100 Katzen werden jeweils bei solchen Aktionen operiert. Gleichzeitig mit den Kastrationen erfolgen auch eine medizinische Grundversorgung, die Behandlung gegen Endo- und Ektoparasiten sowie weitere individuell angezeigte medizinische Massnahmen. Denn trotz der Masse gilt: Jedes Tier ist einzigartig und hat die bestmögliche Behandlung verdient. (…)
Den vollständigen Beitrag können Sie im KM 1/17 lesen.