Kratzen verstehen
Kratzen – ein Verhalten, das jeden Katzenbesitzer schon mal zur Verzweiflung gebracht hat. Ob die Couch, der Lieblingssessel oder sogar die Tapete: Nichts scheint vor den scharfen Krallen unserer Samtpfoten sicher zu sein. Aber warum kratzen Katzen überhaupt?
Text: Regina Röttgen
Die Dämmerung taucht das Wohnzimmer der Familie Meier in ein sanftes, schummriges Licht. Beim grossen Ledersofa, einem der wertvollsten Möbelstücke im Raum, schleicht sich heimlich der orange-getigerte Kater Max heran. Mit einem schnellen Blick nach links und rechts beginnt er sich in die Länge zu strecken. Seine Pfoten erreichen das weiche Leder am oberen Rand der Armlehne und er beginnt, seine Krallen herauszufahren. Links, rechts, links, rechts – ritzt er das Leder in einem gleichmässigen Rhythmus. Die Kratzgeräusche, die durch den Raum hallen, klingen wie ein leises, unheilvolles Schaben. Kratzspuren zeichnen sich deutlich auf dem einmal makellosen Sofa ab. Anscheinend zufrieden mit seiner Leistung, kratzt Max noch ein wenig nachdrücklicher. Gerade als er seine Arbeit beenden will, tritt Frau Meier ins Zimmer. Ihr Blick fällt sofort auf den Kater und das verkratzte Sofa. «Max! Nein!», ruft sie erschrocken. Der Kater zuckt zusammen, springt vom Sofa und verschwindet mit einem schnellen Satz unter dem Couchtisch. Frau Meier seufzt tief und betrachtet den Schaden an ihrem geliebten Möbelstück. Sie kann sich einfach nicht erklären, warum Max das immer wieder tut, obwohl doch ein Kratzbaum direkt danebensteht.
Was Frau Meier nicht weiss, ist, dass Max nicht nur seine Krallen gewetzt, sondern auch sein Territorium markiert hat. Das Sofa ist ein zentraler Ort im Wohnzimmer, ein strategisch wichtiger Punkt für Max, um seine Anwesenheit zu zeigen, insbesondere seitdem er sein Zuhause mit Luna, einer schwarz-weissen Katze, teilen muss. Kratzen am Sofa ist zudem eine Möglichkeit für ihn, seinen Frust abzubauen, besonders wenn er tagsüber nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen oder Luna ihn zu sehr gestresst hat.
Lesen Sie den ganzen Beitrag in der Ausgabe 5/24.