Rosmarie Käch, 71, aus Buttwil AG hat Speedy vor der Euthanasierung gerettet. Die Heilige Birma lebte zehn Jahre lang im Tierheim und galt als nicht vermittelbar. In ihrem neuen Zuhause ist sie aufgeblüht.
Aufgezeichnet von Andreas Krebs
Meine Katze Speedy, eine Heilige Birma, ist ein Weibchen mit männlichem Namen, zirka 15 Jahre alt. 1. 1. 99 heisst es im Impfbüchlein. Ich kann nicht sagen, dass Speedy etwas ganz Spezielles ist oder etwas Spezielles kann. Für mich ist sie aber einzigartig. Einzigartig, weil ich sie aus dem Tierheim zu mir holen konnte. Denn Speedy galt als nicht vermittelbar. Sie hat überall hingemacht. Zehn Jahre lang lebte sie im Tierheim, zwei Mal wurde sie vermittelt, zwei Mal wegen Unsauberkeit zurückgebracht.
Ich arbeitete in diesem Tierheim als freiwillige Helferin und Speedy war meine Patenkatze. Vor knapp zwei Jahren gab es einen Besitzerwechsel. Ein Mann, der bisher wenig mit Tieren zu tun hatte, übernahm das Tierheim. Er wollte Speedy einschläfern lassen. Die früheren Besitzer wehrten sich dagegen, weil Speedy so eine aufgestellte Katze ist. Sie sagten, ich als Patin solle die Bedingung stellen, dass eine Zweitmeinung von einem Tierarzt eingeholt werde. Das habe ich gemacht. Der Tierarzt sagte, er würde die Katze nie und nimmer einschläfern. Da habe ich entschieden, Speedy mit nach Hause zu nehmen.
Sie hat noch zwei-, dreimal reingemacht, dann fast nie mehr. Ich musste nicht viel machen, damit es klappte. Ich stellte Speedy einfach drei verschiedene Kistli mit verschiedener Streu hin. Es stellte sich heraus, dass nicht die Streu eine Rolle spielte, sondern die Höhe des Randes. Speedy ging immer ins Kistli rein, das Füdli hing aber stets über den Rand – so ging die Sache statt ins Kistli vors Kistli. Ich nahm dann ein Kistli mit höherem Rand hinaus, eines in dem wir früher die Chüngel drin hatten. Seither klappt es fast immer. Nur ganz selten lässt Speedy irgendwo ein Bölleli fallen. Aber da sie wie die meisten alten Katzen ein Nierenproblem hat, sind die Bölleli ziemlich hart, so dass es nicht so schlimm ist, wenn doch mal was daneben geht. Aber wie gesagt, das kommt fast nie mehr vor.
Speedy bräuchte wahrscheinlich nur noch ein Kistli, ich lasse ihr aber zwei, weil sie doch ziemlich viel «bislet». Ausser dem Nierenproblem hat Speedy auch noch starken Katzenschnupfen, so dass sie immer wässrige Augen hat. Ansonsten geht es ihr aber sehr gut. Sie ist bei uns richtig aufgeblüht.
Im Tierheim war Speedy sehr passiv. Ich habe sie in all den Jahren nie spielen sehen, obwohl ich oft den halben Tag im Katzenhaus war. Sie schlief fast immer oder döste. Bei uns ist sie sehr aufgelebt. Sie spielt viel, manchmal auch alleine, meist aber mit uns. Und sie ist sehr anhänglich und verschmust.
Wir nehmen Speedy bei schönem Wetter auch mal raus in unseren grossen Garten, wo wir Hühner haben und eine Volière mit Zwergpapageien. Dann frisst Speedy ein bisschen Gras und läuft etwas herum. Aber nach fünf bis zehn Minuten rast sie in einem «Garacho » wieder rein ins Haus. Sie ist es nicht gewohnt, draussen zu sein. Wahrscheinlich wird sie sich auch nicht mehr so recht daran gewöhnen, in ihrem Alter.
Ich erzähle die Geschichte von Speedy, weil sie zeigt, dass auch Tiere, die als unvermittelbar gelten, durchaus vermittelbar sind und viel Freude machen können. Dazu braucht es oft nur etwas Geduld und Verständnis. Jedes Tier hat eine Chance verdient.
Glück im Unglück mit so vielen Jahren im Tierheim hatte Speedy, dank dem Besitzerwechsel und der verantwortungsvollen und tierliebenden Frau Rosmarie Käch. Wir können nur hoffen, dass es noch viele Menschen, wie Frau Käch gibt.