Wenn es nach den kalten Wintermonaten wieder wärmer wird, kommen die Stubentiger aus ihren Wohnungen und geniessen vermehrt die frische Luft. Besonders nachts ertönt wieder häufiger der Kindergeschrei ähnelnde Katergesang und anschliessend das herzzerreissende Kreischen kämpfender Katzen. So mancher Kater kommt mit kleineren oder grösseren Verletzungen nach Hause und muss vielleicht sogar tierärztlich versorgt werden.
Damit nicht genug: Die beteiligten Tiere beginnen vermehrt zu markieren und nutzen dafür neben Bäumen und Sträuchern auch Terrassenmöbel und niedrig gelegene Fenster – alles, was im Streifgebiet der Katzen liegt, ohne Rücksicht auf menschliche Gewohnheiten und Nasenempfindlichkeiten. Neben den unkomplizierten Katzentypen, die ihren Artgenossen ohne viel Murren aus dem Weg gehen und sich einfach ein warmes Sonnenplätzchen suchen, gibt es jene, die extrem aufdringlich und unerlässlich auf der Suche nach Konflikten sind und selbst die ruhigen Tiere einfach nicht in Ruhe lassen können.
Aus solchen und ähnlichen Konflikten unter Katzen entwickeln sich leicht auch Konflikte zwischen den dazugehörigen Menschen. Katzenhalter, die ihre friedlichen Tiere belästigt sehen, wollen etwas gegen den Missetäter tun. Urinmarken stinken bis in die Wohnung und stellen selbst für unbeteiligte Nachbarn eine Geruchsbelästigung dar. Lösungen zu finden ist jedoch gar nicht so einfach und erfordert Bereitschaft, Zeit und Konsequenz aller Beteiligten.
Für ein besseres Verständnis: Blick auf die Lebensgewohnheiten der Tiere
Werden Katzen in einer Gemeinschaft gehalten, die durch den Menschen vorgegeben ist, kommt es nicht selten zu Konflikten. In Wohnungshaltungen sind fehlende Rückzugsmöglichkeiten, mangelnde Auslastung und einfach unpassende Katzentypen übliche Gründe für Unsauberkeit, Markierverhalten und Zänkereien. Den Katzen Freigang zu gewähren, macht es einfacher, möchte man meinen. Draussen haben die Tiere mehr Raum, um sich aus dem Weg zu gehen und können sich Freundschaften bei Bedarf selber suchen. Was aber, wenn der Weg von der vertrauten Wohnung nach draussen geradewegs durch das Revier eines selbstsicheren und unnachgiebigen Katzennachbars führt?
Das Katzenrevier
Es gibt unterschiedlichste Lebensformen von Katzen und unzählige Ausnahmen von der Regel. Ich möchte hier eine der verbreitetsten Varianten aufzeigen. Die Reviere intakter Katzen sind typischerweise je nach Geschlecht unterschiedlich organisiert. Weibliche Katzen sind sehr territorial und beziehen kleinere Reviere, in denen sie ihre Jungen aufziehen und auf Beutefang gehen. In ihren Revieren dulden sie keine fremden Artgenossen. Nur vertraute Kater werden mehr oder weniger geduldet. Kater gelten als etwas toleranter. Ihre Reviere sind grösser und umfassen meist die Reviere mehrerer weiblicher Katzen, die sie regelmässig besuchen. Zudem überschneiden sich die Reviere der Kater, sodass sie häufiger gezwungen sind, Toleranzen auszuhandeln oder sich hierarchisch zu organisieren.
Während weibliche Katzen sich mehr oder weniger aus dem Weg gehen und revierfremde Artgenossen umgehend aggressiv vertreiben, sind Kater konfliktfreudiger. Junge Kater bilden teilweise Junggesellengruppen, die meist hierarchisch organisiert sind. Einzelne Zuwanderer werden von solchen Junggesellengruppen herausgefordert und in heftige Kämpfe verwickelt. Können sie dem Druck standhalten, gehören sie bald dazu und werden toleriert. Andernfalls müssen sie das Feld räumen.
Die frühe Kastration der meisten Hauskatzen schwächt die Merkmalsausprägung der Geschlechter zwar etwas ab, die Tendenzen sind aber oft auch bei kastrierten Tieren zu erkennen. So bleiben die weiblichen Tiere oft in einem kleinen Umkreis ihrer Wohnung, während Kater ihren Erkundungsradius weiter ausdehnen und sich gerne mal mit Nachbarskatern auseinandersetzen. Auch im Spielverhalten zeigen Kater länger und andauernder eine Vorliebe für Raufspiele, während weibliche Katzen eher solitäre Beutefangspiele bevorzugen. (…)
Den vollständigen Beitrag können Sie im KM 3/18 lesen.