Katzen auf der Flucht

«Katzen werden im Laufe der Zeit zur ‹sichtbaren Seele des Zuhauses›», sagte einst der französische Schriftsteller Jean Cocteau. Doch was passiert, wenn Krieg ausbricht und Menschen dieses Zuhause fluchtartig verlassen müssen? Manche nehmen die Katze mit.

Kunkush führte ein normales Katzenleben. Der Kater mit den langen, weissen Haaren tat, was Katzen am liebsten tun: Mit halb geschlossenen Augen auf dem Lieblingsplätzchen meditieren, in Einkaufstüten hineinklettern, sich von seinen Menschen knuddeln lassen und so weiter. Doch vor fünf Jahren fällt eine Terroristengruppe mit schwarzem Banner in die irakische Stadt Mosul ein. Schlagartig ist das gewohnte Leben vorbei.

Die Familienmutter mit ihren fünf Kindern entschliesst sich zur Flucht. Sieben Katzen teilen ihr Zuhause, mitnehmen können sie jedoch nur eine. Die Wahl fällt auf Kunkush. Die Reise übers Land und übers Meer geht gut. Doch bei der Ankunft auf der Insel Lesbos passiert es: Als der Korb mit Kunkush auf festen Grund gestellt wird, rennt das verängstigte Büsi davon. Viele Stunden der verzweifelten Suche folgen. Kunkush aber bleibt verschollen. Die Familie zieht traurig weiter, nicht wissend, ob sie Kunkush je wiedersehen wird.

Nicht ohne die Katze

Dass Familien und Katzen im Krieg getrennt werden, kommt tausendfach vor. Häufig geschieht die Trennung bereits im Heimatland, und sie ist für Mensch und Tier gleichermassen traumatisierend. Aus menschlicher Sicht sind die Samtpfoten tief geliebte Gefährten, eng verbunden mit dem Zuhause, das schlagartig aufgegeben werden muss. Auch die Katze verliert: ihre Bezugspersonen, ihr Revier, und ihren gewohnten Tagesablauf. Bekanntlich lieben Katzen feste Gewohnheiten und Ordnung. Dem Krieg ist das aber alles egal. Er beendet die normale Lebensweise von Menschen und Katzen, und reisst sie gnadenlos zwischen seine Fronten. Und dort warten meistens nur Elend und Leid.

In Mosul beispielsweise verbietet die erwähnte Terroristengruppe den Einwohnern unter Strafe Katzen im Hause zu halten – ihre Anhänger scheinen vergessen zu haben (oder nicht zu wissen), dass ausgerechnet der Prophet Mohammed Überlieferungen zufolge Katzen überaus geschätzt und jene, die sie schlecht behandelten, in die Hölle verbannt haben soll. (…)

 

Den vollständigen Beitrag lesen Sie im KM 4/19.

 

geschrieben von:
Eveline Schneider-Kayasseh

Eveline Schneider-Kayasseh

Tiere bedeuteten Eveline Schneider Kayasseh schon in ihrer frühesten Kindheit enorm viel und gehören bis heute zu ihrem Alltag. Die studierte Juristin promovierte mit einer Dissertation zum Thema «Haftung bei Verletzung oder Tötung eines Tieres» und befasst sich neben ihrem Berufsleben in der Wissenschaft auch als freie Autorin vor allem mit den Themen Mensch-Tier-Beziehung, Tierrechte und Tierschutz aus einer schweizerischen und internationalen, historischen und aktuellen Perspektive.

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