Katzen – Anspruchslose Haustiere?

Zugegeben: Wenn es draussen aus Eimern schüttet, bin ich froh, keinen Hund zu haben, mit dem ich noch Gassi gehen muss. Katzen sind da viel selbstständiger, brauchen keine Rundumbetreuung und sind dem Menschen dennoch sehr zugetan. Insbesondere diese wundervolle Selbstständigkeit missverstehen jedoch viele Menschen; sie erachten Katzen als anspruchslos und deshalb einfach in der Haltung.

Dabei vergessen sie, dass es sich bei Katzen um kleine Raubtiere handelt, kleine Freigeister, die man nicht unterschätzen sollte. Immer häufiger werden Katzen nur in Wohnungen gehalten und ihr Zugang nach draussen beschränkt sich, wenn überhaupt, auf Balkon oder Terrasse. Viele Bedürfnisse können Katzen so nur schwer ausleben. Schränkt man die Tiere zu sehr ein, kann das jedoch fatale Folgen haben. Können sie nämlich ihren Erkundungs-, Jagd- und Spieltrieb nicht ausreichend ausleben und werden ihre sozialen Interaktionen zu sehr eingeschränkt, kann der Leidensdruck so gross werden, dass sie krank werden – sowohl psychisch als auch physisch.

Häufig gehen solchen seelisch bedingten Erkrankungen schleichende Verhaltensveränderungen voraus, die allzu oft lange unbemerkt bleiben. Denn Katzen leiden meist still: Sie schlafen mehr, schmusen und spielen weniger, manche sind appetitlos, magern ab, einige miauen öfter. Es gibt Katzen, die dicker werden oder sogar Aggressionen entwickeln. Auch Zwangsstörungen wie zwanghaftes Putzen und Lecken bis hin zum Haarerupfen kommen vor. Betroffene Katzen wirken zwar oft ruhig, doch innerlich stehen sie unter enormem Stress und kommen mit der Situation nicht mehr klar. Um solchen negativen Entwicklungen vorzubeugen, muss den Katzen insbesondere bei der Wohnungshaltung ein gutes und abwechslungsreiches Leben ermöglicht werden.

Anzahl Katzen

Es ist ein weitverbreiteter Irrglauben, Katzen seien Einzelgänger. Beobachtet man Kolonien verwilderter Katzen, merkt man schnell, wie intensiv sie ihre Sozialkontakte pflegen. Einzig beim Jagen sind sie solo unterwegs. Sie sind also Einzeljäger, nicht Einzelgänger. In der Wohnungshaltung kann eine Einzelkatze aber keine Sozialkontakte pflegen. Der Mensch ist kein angemessener Ersatz. Idealerweise adoptiert man deshalb Geschwister aus demselben Wurf oder fragt im Tierheim nach Katzen, die bereits eine Beziehung zueinander pflegen. Wurden Katzen von sehr klein an allein gehalten, haben sie den Umgang mit anderen Katzen nicht gelernt beziehungsweise verlernt. Eine Zwangsvergesellschaftung in späteren Jahren macht hier allenfalls keinen Sinn mehr, umso mehr ist dann der Mensch gefordert, die Katze angemessen zu beschäftigen. (…)

 

Den vollständigen Beitrag finden Sie im KM 4/20.

geschrieben von:
Esther Geisser

Esther Geisser

Esther Geisser ist Personalchefin, Juristin und hat ein Diplom als tierpsychologische Beraterin I.E.T. Sie ist Präsidentin und Gründerin der Tierschutzorganisation NetAP – Network for Animal Protection und in ihrer Funktion häufig im Einsatz für Tiere in Not, sowohl in der Schweiz als auch im Ausland. Einen Schwerpunkt bilden dabei Kastrationsaktionen. Regelmässig schreibt sie Artikel über die Arbeit an der Tierschutz-Front und ihre Erfahrungen und Herausforderungen mit Tieren, insbesondere Katzen, denn Katzen sind ihre grosse Leidenschaft.

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