Katze in der Kiste

Kennen Sie das? Auf einer Einkaufstour entdecken Sie etwas für Ihre Katzen. Sie kaufen es natürlich sofort und bringen es nach Hause. Wenn Sie es aus der Verpackung holen, erwarten Sie freudig schnurrende Katzen, die dem neuen Gegenstand ihre volle Aufmerksamkeit schenken. Blicken Sie sich dann aber um, entdecken Sie Ihre Katzen allesamt in, auf, hinter, vor und vielleicht sogar auch unter der Kiste, in der Sie die Überraschung nach Hause geschafft haben. Warum erfährt der Karton so viel mehr Beachtung als der Gegenstand, der fürs Büsi bestimmt war?

 

Sicherheit
Man mag es kaum glauben, aber selbst an einem Ort, an dem sich Katzen zu Hause fühlen, können sie zeitweise Stress oder Furcht empfinden, sei es, weil ein Fremder hereingebeten wurde, der Haussegen mit den übrigen Mitbewohnern schief hängt, ein Hund draussen vorbeiläuft oder der Nachbarskater frech zur Balkontür hereinstiert. Katzen sind oft viel wachsamer als wir meinen. Selbst in ihren Ruhephasen bleiben sie die meiste Zeit über aufmerksam, um potenzielle Gefahren zu erkennen. Zum Erholen suchen sich Katzen deshalb gerne Orte, von denen es sich gut beobachten lässt und an denen sie geschützt sind und sich sicher fühlen. Wenn sich ein Büsi nicht sicher fühlt, führt das unweigerlich zu Stress.

Stress kann bekanntlich krank machen, und zwar nicht nur Menschen, sondern auch Tiere. Der Blutdruck, die Entwicklung des Fötus während einer Schwangerschaft und nicht zuletzt das Immunsystem werden massgeblich von einem Hormon gesteuert: Kortisol. Bei Stress fährt der Körper die Produktion dieses Stoffes in den Nebennierenrinden hoch, um der höheren Leistungsanforderung genügen zu können. Wenn der Kortisolspiegel im Blut hoch ist, kann eine Folge davon sein, dass Entzündungen zurückgehen. Dies ist manchmal ein erwünschter Effekt, kann aber auch zu Problemen führen, denn dies geht damit einher, dass die Leistung des Immunsystems sinkt. Im ungünstigsten Fall kann Stress so zur Ausbreitung einer Infektion führen. Aber keine Panik. Wie so oft ist es die Dosis, die es ausmacht. Stress, der über ein gewisses Mass hinausgeht, kann jedoch durchaus negative Folgen haben.

Katzen, die einer neuen Umgebung ausgesetzt werden, haben in den ersten Tagen viel Stress. Jede Menge neue audiovisuelle und olfaktorische Eindrücke muss das Tier verarbeiten. In dieser Zeit können Infektionskrankheiten häufiger auftreten und auch allgemein reagieren viele Tiere sensibler auf äussere Faktoren. Es stellt sich die Frage, ob man den Ortswechsel für Katzen stressfreier gestalten könnte.

Wissenschaftlich nachgegangen sind dem die Verhaltensforscherin Claudia Vinke und Kollegen von der Universität Utrecht. Im Jahr 2014 veröffentlichten sie die Ergebnisse ihrer Studie in der Novemberausgabe des Fachblatts «Applied Animal Behaviour Science» unter dem Titel «Kann eine Box zum Verstecken Stress bei Katzen im Tierheim reduzieren?»1 (Übersetzung des Autors).

Eine einfache Box soll als Mittel zur Linderung von Stress eingesetzt werden können. Wenn der Stress aufgrund der geforderten Anpassung an die neue Umgebung am grössten ist, also in den ersten Wochen, wäre eine wie auch immer erzielte Minderung des Stresses von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit der betroffenen Tiere.

Ziel der Studie mit der Box war es, die Wirkung auf das Stressniveau von Katzen in einem niederländischen Tierheim zu bestimmen. 19 neu angekommene Katzen wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Zehn Tiere erhielten eine Box und neun wurden regulär untergebracht. Um den Stresspegel der feliden Studienteilnehmer zu messen ohne für zusätzlichen Stress zu sorgen, griff man zum Mittel der Verhaltensbeobachtungen. Blutabnahmen hätten nur für unnötigen Stress gesorgt. Über einen Zeitraum von 14 Tagen wurden nicht invasiv nach dem Katzen-Stress-Score (CSS) von Kessler und Turner Beobachtungen und Bewertungen durchgeführt. (…)

 

Den vollständigen Beitrag können Sie in der Ausgabe 1/19 lesen.

geschrieben von:
Stephenie Siegmann

Stephenie Siegmann

Ein weiterer Fan der Feloidea, Stephenie Siegmann, teilt ihre Behausung, treu ergeben, mit mehreren Exemplaren der Gattung Felis silvestris catus. Als Autodidaktin mit grossem Wissensdurst ausgestattet, beschäftigt sie sich unter anderem mit den wissenschaftlichen Hintergründen dieser geheimnisvollen Spezies. Von einer Metaebene ausgehend, hinterfragt sie kritisch jene bequemen Konstruktionen, aus denen wir uns die sogenannte «Realität» erschaffen.

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