Das Kätzchen-Dilemma

Im Sommer 2019 fand die Kantonspolizei Schwyz vier neugeborene Kätzchen ohne Mutter, ausgesetzt auf einem Parkplatz. Die Babys wurden ins Tierspital gebracht und von diesem der Tierschutzorganisation NetAP übergeben. NetAP fand für die Kleinen eine Ammenmutter, die sich liebevoll um die Adoptivkinder kümmerte. Svea, Ronja, Anouk und Kimba, wie die Kleinen getauft wurden, schafften es in die Printmedien. Mehrfach wurde über die verstossenen Katzenkinder berichtet, unzählige Menschen meldeten sich mit Adoptionswünschen. Schliesslich wurden die vier, die sich glücklicherweise prächtig entwickelten, im Alter von 15 Wochen paarweise an neue Halter übergeben.

Es ist eher die Ausnahme, dass die Presse über die Not von Katzenkindern berichtet. Und doch ist sie da. Und sie ist gross! Jedes Jahr werden unzählige Kätzchen geboren. Sie kommen auf Höfen, in Schrebergärten, auf Fabrikarealen, in Kellern, Haushalten und Hinterhöfen zur Welt. Teilweise ist der Nachwuchs geplant, aber oft lassen die Verantwortlichen einfach das Schicksal entscheiden. Manchmal besteht bei Eltern der Wunsch, dem eigenen Nachwuchs das «Wunder der Geburt» am Beispiel von Katzen zu zeigen. Oder man ist derart von der Einzigartigkeit des eigenen Büsis überzeugt, dass man es quasi als Pflicht erachtet, es zu reproduzieren. Einige tun es ganz einfach des Geldes wegen. Andere wiederum erachten die Geburtenkontrolle als etwas Unnatürliches und verzichten deshalb bewusst auf eine Kastration. Die Gründe, warum so viele Kätzchen geboren werden, sind so vielfältig, wie es Kätzchen gibt.

Welche Gründe auch immer zum Katzennachwuchs führen, Tatsache ist, dass jedes Jahr eine Flut an neuen Katzenkindern das Licht der Welt erblickt, sobald das erste Grün an den Bäumen spriesst. Viele von ihnen überleben nicht einmal die ersten Tage, denn kaum werden die ungeplanten Katzensprösslinge gefunden, werden sie auch schon durch Menschenhand entsorgt. Eine ebenfalls drastische Geburtenkontrolle führen andere durch eine «persönliche Selektion» durch: Sie lassen der Mutter nur die «beiden schönsten» Kinder. Die anderen Kätzchen verschwinden schnell und unkompliziert. Das alles erfolgt meist auf barbarische Art und Weise.

Eine Hochrechnung von NetAP schätzt die Zahl der jährlich getöteten Kätzchen auf über 100 000. Töten als Populationskontrolle ist in der Schweiz zugelassen. Verlangt wird einzig, dass die Tötung «fachgerecht» erfolgt. Eine Kontrolle davon erfolgt aber nicht. Entsprechend kommt es auch nicht zur Anzeige, wenn Kätzchen erschlagen, ertränkt, erstickt, tiefgefroren oder auf andere gesetzeswidrige Weise getötet werden. Andere wiederum verzichten auf eine aktive Tötung und überlassen die Kätzchen stattdessen einfach ihrem «Schicksal». Mangels benötigter Fürsorge und gutem Futter erkranken viele dieser Tiere rasch. Parasiten, Herpes und Calici beenden so manches junge Katzenleben mit viel Leid, wenn nicht Tierschützer einschreiten und die mageren Fellbündel übernehmen und gesund pflegen.

 

Den vollständigen Beitrag lesen Sie im Katzen Magazin 3/20.

geschrieben von:
Esther Geisser

Esther Geisser

Esther Geisser ist Personalchefin, Juristin und hat ein Diplom als tierpsychologische Beraterin I.E.T. Sie ist Präsidentin und Gründerin der Tierschutzorganisation NetAP – Network for Animal Protection und in ihrer Funktion häufig im Einsatz für Tiere in Not, sowohl in der Schweiz als auch im Ausland. Einen Schwerpunkt bilden dabei Kastrationsaktionen. Regelmässig schreibt sie Artikel über die Arbeit an der Tierschutz-Front und ihre Erfahrungen und Herausforderungen mit Tieren, insbesondere Katzen, denn Katzen sind ihre grosse Leidenschaft.

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