Wenn man unsere Stubentiger in der Küche oder am gedeckten Tisch beim Betteln beobachtet, könnte man meinen, dass Teilen bei ihnen ganz oben auf der Liste der Tugenden steht. Doch dem ist nicht so. Ihre Ressourcen teilen Katzen nur selten – aus gutem Grund.
Text: Regina Röttgen
Eine Katzentoilette für mehrere Samtpfoten, ein grosser Fressnapf, den sich zwei Büsi teilen oder in Reihe und Glied nebeneinanderstehende Näpfe, aus denen die Mitglieder eines Mehrkatzenhaushaltes speisen. All dies sind keine guten Ideen, wenn es nach den Katzen geht. Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten nennen ein und denselben Grund hierfür: Katzen sind von Natur aus Einzelgänger und beanspruchen ihre Ressourcen in der Regel für sich allein. Während Hunde als Rudeltiere auf Zusammenarbeit und Ressourcenteilen angewiesen sind, haben Katzen über Jahrtausende hinweg gelernt, allein zu überleben und ihre Ressourcen zu verteidigen. Sie sehen andere Tiere oft als Konkurrenten an und haben daher eine natürliche Neigung, ihre -Ressourcen – seien es Spielzeug, Futter oder ein gemütlicher Schlafplatz – nicht zu teilen.
Tief verwurzeltes Verhalten
Das tief verwurzelte Verhalten des Unwillens, Ressourcen zu teilen, ist laut Studien auf die evolutionäre Geschichte der Katzen und ihre natürliche Reaktion auf Stress zurückzuführen. Während Löwen (übrigens: nur Löwen) in Gruppen jagen und sich eine erlegte Beute teilen, welches meist ein grosses Tier ist, jagen Hauskatzen allein. Ihre Beutetiere sind meist kleiner: Mäuse, Vögel oder Reptilien. Da ein solches Tierchen nur für eine kurze Weile satt macht, jagen Katzen mehrere Stunden pro Tag, um eine ausreichende Anzahl an Beutetieren zu erlegen und satt zu werden. Geteilt wird die Beute in der Regel nicht – zu viel Energie und Zeit kostet es, sie zu erlegen, als dass man sie noch teilen könnte.
Wenn Katzen einen Futternapf oder eine Fressstation teilen müssen, entspricht dies also nicht ihrem natürlichen Verhalten. Daher kann es vorkommen, dass eine Katze gezwungen ist, neben ihrer Mitkatze zu fressen, während sie eigentlich Stress oder Angst verspürt. Einige Samtpfoten verzichten dann sogar lieber auf eine Mahlzeit. Andere Katzen gehen möglichen Konflikten aus dem Weg, indem sie mit dem Fressen warten, bis die andere Katze fertig ist. Bei weniger geduldigen Samtpfoten kann es allerdings zu Kämpfen beim Warten aufs Futter oder während des Fressens kommen. (…)
Den gesamten Artikel lesen Sie in der Ausgabe 5/23.