Campus-Katzen: Mit einem Schnurren durchs Studium

Campus-Katzen wie «Rolf», «Professor Doerak» und «Campus Cat» schnurren sich nicht nur mit viel Charme durch die Hörsäle, sondern helfen neueren Forschungserkenntnissen zufolge auch gestressten Studenten bei der Entspannung.

Als Rolf am 4. Februar 2019 um sechs Uhr abends auf dem Gelände der britischen Universität Warwick unter die Räder eines Vans gerät und schwer verletzt wird, ist die Anteilnahme riesig: Über zehntausend Genesungswünsche erreichen den bekanntesten Studierenden der Hochschule via Internet und Post. Und dies, obschon Rolf zwar eine grosse Leidenschaft für das akademische Umfeld zeigt, aber lieber faulenzt als studiert und die Uni kaum je mit einem Diplom in der Tasche verlassen wird. Denn Rolf ist ein Kater.

Genauer gesagt ist Rolf eine Campus-Katze. Das sind Feliden, die ein Universitätsgelände als ihr Revier betrachten und ihre Tage damit verbringen, durch Gebäude, Hörsäle und Büros zu streifen und sich von Studierenden und Mitarbeitenden nach allen Regeln der Kunst verwöhnen zu lassen. Damit machen sie ganz viele Menschen glücklich.

Katzentaxi an die Uni

Bei Rolf zeigte sich die Affinität zur akademischen Welt schon in ganz jungen Jahren. Sobald er alt genug war, ins Freie zu gehen, verschwand er tagelang, oft für vier oder fünf Tage am Stück. Keiner wusste, ob er noch lebt oder tot ist. «Dann realisierten wir, dass Rolf den Campus der Universität Warwick besucht, der sich etwa einen Kilometer von unserem Zuhause entfernt befindet», erzählt sein Menschengefährte Robb Corrigan. Die Familie brachte einen Anhänger mit ihrer Telefonnummer an Rolfs Halsband an. Bald klingelte das Telefon.

«Wir bekamen Anrufe von Studierenden, die fragten: ‹Sie haben nicht zufällig eine schwarze Katze daheim?›» Wieder und wieder läutete das Telefon, oft gar um zwei Uhr früh. «Rolf hatte sich in das Studentenwohnheim geschlichen und sich dort in ein Bett gekuschelt oder auf einem Stuhl zusammengerollt. Wir unternahmen viele frühmorgendliche Fahrten, um ihn vom Campus abzuholen. Die Studierenden reagierten immer sehr verständnisvoll.»

Schliesslich fand man sich damit ab, einen vierbeinigen Studenten zu Hause zu haben. Corrigan und seine Frau richteten ein Social-Media-Profil für Rolf ein. «Es schien uns für Rolfs Sicherheit am besten, ihn bei den Menschen auf dem Campus bekannt zu machen», erinnert sich Robb Corrigan. «Die Idee war, ihnen die Möglichkeit zu geben, online Beiträge über Rolfs Verbleib zu verfassen, sodass wir wussten, wo genau wir ihn abholen konnten.»

Innerhalb eines Monats hatte Rolf bereits 1000 Follower auf Twitter. Heute folgen ihm auf seinen Social-Media-Profilen rund 35 000 Menschen. Von seinem Unfall – den er mit einem angeknacksten Hüftbein und einem schlimmen Schock nur knapp überlebt hat – ist er wieder genesen. Zur Sicherheit trägt er nun aber stets eine Mini-Leuchtweste und einen GPS-Tracker. Und er wird jeweils morgens im Familienauto zum Campus chauffiert.

 

Den vollständigen Beitrag lesen Sie im Katzen Magazin 3/20

geschrieben von:
Eveline Schneider-Kayasseh

Eveline Schneider-Kayasseh

Tiere bedeuteten Eveline Schneider Kayasseh schon in ihrer frühesten Kindheit enorm viel und gehören bis heute zu ihrem Alltag. Die studierte Juristin promovierte mit einer Dissertation zum Thema «Haftung bei Verletzung oder Tötung eines Tieres» und befasst sich neben ihrem Berufsleben in der Wissenschaft auch als freie Autorin vor allem mit den Themen Mensch-Tier-Beziehung, Tierrechte und Tierschutz aus einer schweizerischen und internationalen, historischen und aktuellen Perspektive.

Ihre Meinung interessiert uns – Kommentar schreiben


Name (erforderlich)

Webseite