Dank dem Fortschritt der Tiermedizin in den letzten 50 Jahren sowie verbesserter Fütterung und Pflege dürfen Katzen heute auf ein längeres Leben hoffen als noch vor einigen Jahrzehnten. Doch wann ist eine Katze eigentlich «alt»? Wie wirkt sich das Alter auf den Körper und die Psyche der Katze aus? Was können wir tun, um unserer älteren Katze eine gute Lebensqualität zu bieten und ihre Gesundheit zu erhalten? Einblicke in die Welt älterer Katzen geben das Interview mit dem Tierarzt Lutz Schröter und eine Stippvisite im Landrefugium in Sternenberg, das älteren und kranken Tierheimkatzen ein Zuhause bietet.
Text: Eveline Schneider Kayasseh
Die fast 20-jährige Samantha hat zwar nur noch einen Eckzahn, dafür zwei jüngere «Lover»: Mautzi, 17, ist verschmust, sabbert jedoch wie ein Bernhardiner; und Blacky, Jahrgang 2002 – schon mal von Krampfanfällen betroffen – mag nichts lieber als ausgiebiges Ganzkörperkraulen. Die drei rüstigen Katzensenioren leben im Landrefugium in Sternenberg im Zürcher Oberland. Einstmals abgegeben, weil sie krank oder unrein waren oder man sie einfach nicht mehr wollte, ist das ehemalige Bauernhaus in Sternenberg ihr letztes Zuhause.
Lebensabend im Landrefugium
72 Katzen (darunter auch wilde Büsi) leben im grosszügig gestalteten Refugium. Draussen steht ihnen ein abwechslungsreich gestaltetes Aussengehege zur Verfügung, drinnen dienen viele mit Stoff abgedeckte Körbchen und Häuschen als Rückzugsorte. Und unter den Geschossdecken sind Gangsysteme aus Holz angebracht, die als Versteck- und Klettermöglichkeiten in luftiger Höhe dienen. Auf einem Holztisch wälzt sich Blacky, neben ihm auf der Fensterbank tummelt sich Snoopy, mit etwas über vier Jahren zwar noch ein Jungspund, aber auch einer von denen, der hier seinen Lebensabend verbringen wird. Snoopy hat – wie viele der Katzen im Landrefugium – eine traurige Geschichte: Von einem Tierquäler misshandelt, musste sein Schwanz amputiert werden. Seither ist er unsauber. «Wer will schon eine Katze, die alles vollpinkelt?», fragt Elvira Wegmann, die Heimleiterin, rhetorisch. Auch bei Minca, acht Jahre alt, sind Platzierungsversuche wegen Unsauberkeit fehlgeschlagen. Doch Minca darf hoffen: Auf sie wartet ein neues Zuhause. «Es war Liebe auf den ersten Blick zwischen Minca und ihrer zukünftigen Besitzerin», erzählt Elvira Wegmann. Dass eine Katze platziert werden könne, komme bestenfalls ein bis zwei Mal pro Jahr vor. Zu gross sei meist die Gefahr, dass es auch im neuen Zuhause nicht klappen werde.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Das Landrefugium ist kein Ort, wo ältere Katzen abgegeben werden können, weil man ihre Fürsorge und Pflege als mühsam empfindet. Vielmehr hat es das vierbeinige Familienmitglied verdient, dass wir es auch im höheren Alter umsorgen und es den Lebensabend in seinem gewohnten Umfeld verbringen darf (siehe Interview mit Lutz Schröter). Eine ausserfamiliäre Platzierung ist immer eine Notlösung; zum Beispiel wenn der Katzenbesitzer der Katze altersbedingt nicht mehr die Fürsorge angedeihen lassen kann, die sie braucht, oder er stirbt. So geschehen bei Tom und Chérie, einem 12-jährigen Geschwisterpaar. Scheue, traurige Katzenaugen blinzeln aus einer Katzenhöhle aus Stoff. Die beiden kuscheln sich so eng aneinander, dass man das silbrig glänzende Fellknäuel glatt für eine einzige Katze halten könnte. «Was viele vergessen, ist, dass auch Katzen Heimweh und Sehnsucht haben, wenn sie ihre gewohnte Umgebung verlieren», sagt Elvira Wegmann, während sie den glücklich sabbernden Mautzi unter dem Kinn krault.
Lesen Sie den ganzen Artikel von Eveline Schneider Kayasseh im Katzen Magazin 2/2015.